Die Landschaftskunst von Ralf Witthaus

Blog zu Kunstprojekten, Rasenmäherzeichnungen, Ausstellungen / von 2010 – heute

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Das PERPETUUM im Studien- und Reflexionspark Schlamau

17. Oktober 2019 von Ralf Witthaus · Allgemein

PERPETUUM, 2019

Alle Fotos von (C) Harald Neumann

Anfang Oktober organisierte Julja Schneider ein Künstlersymposium zum Thema der Gewaltfreiheit in dem Studien- und Reflexionspark Schlamau. Ich las dort zum ersten Mal Schriften des Philosophen Silo und insbesondere gefiel mir eine Rede von ihm mit geradezu prophetischer Kraft („Die Heilung vom Leiden“). Unter diesem Eindruck untersuchte ich den Park in Schlamau und die Absichten die darin verborgen liegen. Im Gegensatz zu allen anderen Orten an denen ich bis jetzt arbeitete, ist dieser Park nicht ein Ort der Vergangenheit – sondern ein Ort der Zukunft.

Viele der „Studien- und Reflexionsparks“ haben eine typische Möblierung, in Schlamau fehlt diese bis jetzt. Es gelang mir nicht, mich mit diesen Elementen sinnvoll zu verbinden, einige Ergebnisse meiner Überlegungen waren mehr landschaftsplanerischer Natur – und ich verwarf die Ideen dazu. Statt dessen habe ich mich danach freier an das Thema heranbegeben.

Für das Künstlersymposium entstand ein neues PERPETUUM. Zwei Ovale wurden zu einem Band verschlungen. Wenn sich Menschen in der Zeichnung bewegen, treffen sie nochmal ganz anders aufeinander, als bei den vorigen Werken dieser Art.

Was könnte besser zu dem Thema Gewaltfreiheit passen, als etwas, das sich auf Partnerschaft bezieht. Die Partnerschaft ist der Platz im Leben von Menschen, der am herzlichsten und am kompliziertesten werden kann. Lebenswege sind in einer besonderen Art und Weise miteinander verwoben, und es ist eine Kunst, lange Wege miteinander zu gehen. In der deutschen Sprache gibt es schöne Wörte in diesem Bereich, die sich gut auf das Kunstwerk übertragen lassen: „die können gut miteinander umgehen“, „man trifft sich immer zweimal“, aber auch: „es gibt nur wenig Überschneidung“, oder: manchmal „tritt man sich gegenseitig auf die Füsse“, oder sogar: da „fährt jemand einen herein“…

Als ich anfing wusste ich, dass das, was ich da plante eigentlich viel zu groß für den kurzen Zeitraum war, denn ich war ganz alleine angereist. Immerhin auf einer Fläche von 4500 qm war die Zeichnung zu realisieren. Und es regnete immer wieder.

Julja hatte angekündigt, dass noch Helfer kommen. Und tatsächlich mit jedem Tag wurden es mehr. Am Ende kamen auch ganz viele von den Künstlern und packten mit an, um den vielen Rasenschnitt herauszubringen. Mit wundervoller Energie wurde gemeinsam gearbeitet. Es kam mir für einen Moment vor, als ob sich die Menschen recht spontan und ich möcht fast sagen glücklich mithilfe dieser gemeinsamen Arbeit rückverbinden mit etwas, dass uns noch in den Genen steckt. Als ob – wie jemand es später passend in Worte fasste – meine Kunst eine moderne Form von gemeinsamen Ackerbau wäre. Ich beobachtete beim Mähen aus einer gewissen Ferne Menschen, die ich weder gebeten, noch bis heute kennengelernt habe, kiloweise Schnittgut herauszuheben und abzutransportieren. Sie scheuten sich nicht dreckig zu werden, sie lachten gemeinsam und sie hatten sich was zu erzählen. Die Arbeit stand ganz offensichtlich an, und man nahm das selbstverständlich in die Hand, damit es fertig wurde. Wie im Märchen: Das volle Bäumchen wurde geschüttelt. Und so wurde auch das Kunstwerk pünktlich fertig.

Besten Dank an alle! Das war wunderschön!

An dieser Stelle auch nochmal einen besten Dank an STIHL für den tollen Support!

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