Die Landschaftskunst von Ralf Witthaus

Blog zu Kunstprojekten, Rasenmäherzeichnungen, Ausstellungen / von 2010 – heute

Die Landschaftskunst von Ralf Witthaus  header image 2

Hier kommt die Fotodokumentation zu dem vitruvianischen Pantheon in Köln

01. Oktober 2019 von Ralf Witthaus · Allgemein

Fotos (C) Harald Neumann

Im Nippeser Tälchen zu Füßen des Altenburger Hofes, der auf den Fundamenten eines Römischen Kastells gebaut ist, realisierten wir Mitte September das „vitruvianische Pantheon“. Gemeinsam mit Schülern des Leonardo-da-Vinci Gymnasiums und FORD Community Involvement zeichneten wir in Köln ein Bodenmosaik, dass angelehnt an das Vorbild aus dem römischen Pantheon, aus Kreisen und Quadraten gebildet wird.

Für dieses römische Bodenmosaik habe ich seit langem ein tiefes Interesse. Seine Besonderheit ist, dass Menschen nicht klein in dem großen Tempel wirken. Obwohl die römische Kuppelhalle für 1700 Jahre die größte Architektur ihrer Art war, ist nie beabsichtigt gewesen, dem einzelnen Menschen das Gefühl des Alleinseins zu geben. Ganz im Gegenteil: Das Bodenmosaik wirkt wie ein Zeichen für die Gemeinschaft, für die Unterschiedlichkeit und für die Gemeinsamkeit.

Als man mich fragte, ob ich etwas zum Leonardo-Jahr machen könnte, da lag das PANTHEON-Thema schnell wieder auf meinem Tisch. Was mich seit langem interessiert, das ist das Verhältnis menschlicher Körpermaße zu diesem Muster. In Köln kombinierte ich eine Idee, die hinter einer berühmten Zeichnung von Leonardo da Vinci liegt, mit dem Bodendekor des Pantheon. Leonardo zeichnete vor 500 Jahren einen Mann mit vier ausgestreckten Armen und Beinen – den „vitruvianischen Menschen“. Der „vitruvianische Mensch“ bezieht sich auf den römischen Architekten Vitruv. Dessen Architekturbücher sind die einzigen überlieferten schriftlichen Quellen über die römische Architektur des Altertums und die Ideen, die man vor über 2000 Jahren damit verband. Das Quadrat sowie der Kreis wurde in diesen Büchern aus den Körpermaßen von Menschen abgeleitet. Leonardo schuf 1500 Jahre später dazu in seinen Skizzenbüchern eine Illustration, die es in das kollektive Gedächtnis der Menschheit geschafft hat.

Die Architekten des Pantheon werden die Schriften von Vitruv gekannt haben. Vielleicht ist deshalb die Wirkung des römischen Pantheons so überzeugend.

Diese Ästhetik lässt mich seit meinem ersten Besuch in Rom nicht los. Deshalb fuhr ich vor einigen Jahren ein zweites Mal nach Rom und vermaß das Bodenmosaik. Mit mäßigem Erfolg: Nur an wenigen Stellen ist es vorstellbar, dass direkt menschliche Körpermaße für die kompositorischen Überlegungen genutzt worden sind. Aber alles in allem wirkt es überaus bezogen auf den Menschen. Etwas Rätsel blieb – so wurde es zu einem künstlerischen Untersuchungsgegenstand von mir.

Bereits 2018 zeichnete ich in Molsberg ein etwas kleineres Pantheon auf Grundlage eigener Körpermaße, jetzt in Köln vermaßen wir gemeinsam über 100 Menschen unterschiedlichen Alters von vor Ort und nutzten ihre Körpergrößen um sie in die Komposition einfließen zu lassen. Das Bodenmosaik wird dadurch sehr lebendig und bleibt aber auch in sich schlüssig. Obwohl das Kölner Pantheon etwa 5 Meter kleiner ist, als das römische Vorbild, hat es die gleiche Anzahl von Einzelfeldern. Es berührt durch seine Einfachheit. Ich glaube: Selbst wenn man das erste Mal auf diese Zeichnung tritt und die Idee dahinter noch nicht weiss: man spürt das menschliche Maß – und wie Anfangs bereits beschrieben die menschliche Unterschiedlichkeit und Gemeinschaft.

Gefördert wurde das Kunstprojekt von der FORD-Stiftung, der Bürgerstiftung Köln, dem Förderverein des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums und STIHL.

© 2010 Ralf Witthaus — Die Landschaftskunst von Ralf Witthaus — Startseite