In der letzten Woche entstand im Stadtgarten von Erftstadt eine Rasenmäherzeichnung gemeinsam mit einer Gruppe von Tagungsmitgliedern vom Schloss Gracht.
Für mich war hier interessant, dass der Stadtgarten bis jetzt noch nicht sein geplantes Aussehen hat – und das obwohl er seit vier Jahren fertig realisiert ist! Das ist nichts ungewöhnliches, denn erst wenn die Bäume ihre richtige Größe erreichen, kann die räumliche Gestaltung richtig funktionieren. Das war zum Beispiel auch bei allen Lennéschen Anlagen so – damals hat der König dem berühmten Landschaftsarchitekten nur ganz kleine Bäume bewilligt. (Das heisst, dass weder Lenné, noch sein König, ihre Parks so gesehen haben, wie sie sie ersonnen haben!)
Zentral in der Anlage steht desweiteren ein großes Kunstwerk, dass einst vor dem Rathaus stand. Es erinnert an eine Wendeltreppe, vielleicht soll es den Aufstieg der Stadt versinnbildlichen. In der ganz einfachen Landschaftsarchitektur dieses Stadtgartens finden sich also beim genaueren Hinsehen spannende Bezüge zu Stadtentwicklung, Landschaftsplanung, Ambitionen, Aktionen und Reaktionen.
Die 15er Gruppe mit der ich arbeiten konnte, arbeitete unter Anleitung des Unternehmensberaters und Coach Bernd Wildenmann zu Zukunftsthemen und hat Perspektiven für ihre jeweiligen Tätigkeiten entwickelt. Davon findet sich etwas wieder im Werk: Die Zeichnung beinhaltet Elemente, die wie Schachfiguren anmuten, die in unterschiedlichen Abfolgen aufgereiht sind und als abstrakte Form doch auch für etwas Individuelles stehen, so wie zu erreichende Meilensteine – auch wenn das für den Betrachter erstmal natürlich nicht lesbar ist. Alle sind mit länglichen Feldern verbunden und verwoben.
Darauf zu laufen hat eine ganz eigentümliche Wirkung: Die Zeichnung lenkt einen, man geht von Feld zu Feld und eigene Sichtachsen tun sich auf. Man fragt sich, was hinter den abstrakten Formen in den quadratischen Feldern sich wohl für Gedanken verbergen. An einigen Stellen wird einem ganz bewusst, dass die Zeichen ganz und gar nicht beliebig sein können. Man schaut nach draußen auf die Bäume, auf denen die Zeichen zu laufen, oder nach innen auf einen zentralen Punkt, der nicht dass Denkmal ist, aber auch mathematisch nicht die Mitte sein kann – eine gefühlte Mitte ist hier als Ursprungsort gewählt worden.
Die gesamte Komposition gleicht sogar eine gewisse Leere aus, die der Platz erdulden muss – nur wenige Besucher benutzen zur Zeit diese Parkanlage. Und damit meine ich nicht nur, dass die Größe der Zeichnung etwa der kompositorischen Fläche entspricht, die zukünftig die Bäume ergeben werden. Denn es ist noch mehr passiert: Ganz viele Menschen fahren tagtäglich um diese Fläche herum, die Strasse ist leicht erhöht, man hat einen sehr guten Blick darauf. Und das Arbeiten vor Ort, hat diesen Platz, der sonst nur spärlich – eher als Durchgangsraum – wahrgenommen wird, zu einem öffentlichen Raum des Agierens, des Handelns werden lassen.
Ein Wolkenbruch unterbrach die Aktion kurz vor der Fertigstellung, und ihr könnt euch vorstellen: Als ich am nächsten Tag das Kunstwerk alleine vollendete, kamen viele Erftstädter zu mir und wollten wissen, was hier passiert! Dann hab ich sie auf die Spurensuche geschickt:
Besten Dank an die Stadt Erftstadt, Schloss Gracht, Wildenmann Consulting, STIHL und die vielen Personen, die dieses Projekt möglich gemacht haben!