„Gott mit uns“ – Ein Friedensdenkmal auf Zeit
Rasenmäherzeichnung von Ralf Witthaus am Völkerschlachtdenkmal
Die Verwandlung an Leipzigs meist besuchtem Denkmal ist vollendet. Die Stiftung „Bürger für Leipzig“ hatte den Künstler Ralf Witthaus eingeladen, ein temporäres Kunstwerk im Rahmen des Jubiläumsjahres der Völkerschlacht bei Leipzig umzusetzen.
Muss ein Denkmal immer monumental und repräsentativ sein? Ralf Witthaus hat eine stille, künstlerische Form für sein Friedensdenkmal gefunden, um den Opfern der Völkerschlacht von 1813 zu gedenken. „Friedensarbeit ist eine tägliche Arbeit, das kann man schwerlich in Stein zementieren, “ sagt Witthaus.
Innerhalb von 17 Tagen schuf der Künstler mit der Motorsense und einem mehrköpfigen Team eine Textzeichnung auf den Grünflächen um das Wasserbecken des Völkerschlachtdenkmals. Ein Teil der fünf Meter großen Buchstaben sind verkehrt herum, einige rutschen herunter: „Gott mit uns“ in den europäischen Sprachen, die in Verbindung zur Völkerschlacht stehen. Dieser wiederholte, in den Rasen gemähte Satz, bildet die Verbindung zum Denkmal. Dort findet sich ebenfalls der Leitspruch – nur in deutsch – der in erster Linie der preußischen Krone zugeordnet wird.
Nicht nur die Passanten fragten nach, auch der Künstler selbst interessierte sich für die Geschichten und Wahrnehmungen der Besucher. Auf diese Weise wurde enthüllt, wie vielfältig die Wahrnehmung des Denkmals ist: Für die einen ein Friedensdenkmal und Mahnmal, wirkt es für andere als Kriegsdenkmal und Vorbote für den ersten Weltkrieg, wieder andere betrachten das Denkmal im Licht der Vereinnahmungen innerhalb der letzten 100 Jahre, oder im Kontrast mit den Hoffnungen, die mit Napoleon vor über 200 Jahren verbunden waren. Durch seine Arbeit regt Ralf Witthaus eine andere Denkmalskultur an. Dass über Witthaus Zeichnung in aller Kürze wieder Gras wächst, gehört dabei zum Konzept.
Die Natur hat sich den ersten Teil des Kunstwerks bereits wieder zurückerobert. So entstand ein Kontrast zu den zuletzt freigemähten Buchstaben. „Die Zeichnung wird, wie alle anderen Rasenmäherzeichnungen, wieder zuwachsen und den Ort nur noch durch die Erinnerung an sie verändern,“ so Witthaus.
Ralf Witthaus studierte Kunst und Internationales Kunstmanagement u.a. in Hamburg, Berlin und Köln. Bekannt wurde er mit seinen Rasenmäherzeichnungen. 2010 veranstaltete Witthaus in Köln seine erste Bundesrasenschau, eine sieben Kilometer lange Zeichnung rund um die Stadt. Die neue Zeichnung gehört zu einer neuen Serie internationaler Projekte. Er plant eine korrespondierendes Friedensdenkmal in Paris. Weitere Informationen zu seinen Werken unter www.bundesrasenschau.de und www.garten-leipzig.net.
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Ralf Witthaus
Tel. 0163-2496859