Die Rosenwiese unweit der Kunstsammlungen Zwickau ist von der Form ähnlich einer Sportanlage, versehen mit einer niedrigen Tribüne aus den frühen 30er Jahren, wenigen Rosensträuchern und umliegend mit vielen großen Bäumen.
Auf der gut 7000 qm großen Fläche zeichne ich gemeinsam mit meinem Team im Zentrum eine Gruppe von Formen. Im Gegensatz zu der vorherigen Zeichnung in Torgau mit viel Raum zwischen den einzelnen Elementen und eher wie Text auf vier Grundhöhen, aber nicht klar auf einer Linie. Man läuft anders durch die Komposition, wenn die Formen mehr Platz haben und selbstständiger wirken. Es ist mehr wie wie eine Ansammlung auf einem weiten Feld.
Von außen laufen Linien in die Mitte der Grünfläche. Kurz vor den Formen hören diese auf. Zumeist nehmen diese Linien ihren Anfang bei den acht Zuwegen der inneren Parkfläche. Die Linien haben eine Stärke von zwei Fußbreiten – also wie ein Pfad. Die geraden Linien folgen keiner weiteren offensichtlichen geometrischen Ordnung, regen aber dazu an, die Parkfläche zu betreten und die Komposition im Zentrum zu entdecken.
Alle typografischen Gärten sind erstmal rätselhaft, inhaltlich unerkenntlich, undeutbar. Es gibt in der Regel kein Schild vor Ort, dass erklärt, was das ist, oder was es bedeutet. So ist es auch in Zwickau. Nur wenn man weiß, wie man das Landschaftskunstwerk lesen kann, erkennt man den Text in dieser Komposition. Die Menschen kommen in den Tagen der Realisation zu mir und dem Team und sprechen uns an. Oder sie sprechen untereinander, oder sie erfahren davon in der Zeitung oder im Fernsehen.
Ich habe mich verändert. Früher war es mir wichtiger, dass alle Menschen verstehen, was ich mache. Heute ist das anders, ich mag die rätselhafte Schönheit. Die Autonomie der Werke bedeutet mir mehr. Aber der Inhalt, oder ich sage besser: die Quelle, der Ursprung der Komposition ist kein Geheimnis. Wer mich fragt, wer nach Informationen sucht, bekommt eine Antwort. Die Buchstabeninnenräume und Buchstabenzwischenräume, die diese Formen bilden, sind einem Satz entnommen, der mich durch diese Zeit leitet: „Sei die Veränderung, die Du der Welt wünschst“. Das ist ein Zitat frei nach Mahatma Gandhi.
(C) Foto Dirk Häuser
Dies ist das vierte Projekt einer Serie von fünf Landschaftskunstwerken. Die fünf typografischen Gärten sind Teil von „180 Ideen für Sachsen“, ein Projekt der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Gefördert werden die „180 Ideen für Sachsen“ von der Kulturstiftung des Bundes. Ebenfalls möchte ich mich für die Unterstützung bei allen ehrenamtlichen Helfern, den Kunstsammlungen Zwickau / Max-Pechstein-Museum, sowie bei dem Fotografen und bei STIHL bedanken.
Der fünfte Typografische Garten folgt in 2021.