Die Landschaftskunst von Ralf Witthaus

Blog zu Kunstprojekten, Rasenmäherzeichnungen, Ausstellungen / von 2010 – heute

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Was ihr seht

26. Juli 2024 von Ralf Witthaus · Allgemein

Dieses künstlerische Großprojekt entstand auf Einladung des Galeristen Emmanuel Walderdorff, der im Sägewerk Rumplmayr am 14. Juli 2024 eine internationale Gruppenausstellung unter dem Titel „sensus terrae“ präsentierte.

Er schreibt in seiner Einladung über die Ausstellung:

Im Salzkammergut kontrastieren große Seen und Kalkalpen. Der Tourismus blüht. Dazu ist die gesunde Natur eine Lebensgrundlage für die einheimischen Landwirte. Auch deshalb ist 2024 die Region Salzkammergut Kulturhauptstadt Europas. Was liegt also näher, als die Landschaft selbst zum Protagonisten unserer diesjährigen Ausstellung zu machen!

Wie erleben wir Landschaft? Was macht ihre Qualität aus? In der Natur ist unser erster Blick informationsgelenkt, denn wir wollen uns auch in einer fremden Umgebung zurechtfinden. In einer zweiten, psychischen Dimension wollen wir uns geborgen fühlen. Wir erspüren konkrete Formen, Farben, Geräusche und Gerüche. Rund wird unsere Wahrnehmung, wenn wir es verstehen, spontan Erlebtes sowohl mit inneren Erfahrungen wie auch mit unserem Wissen und dessen Deutung zu verbinden.

Die Ausstellung „sensus terrae“ zeigt künstlerische Wahrnehmungen auf vielfältige Aspekte der natürlichen Landschaft. Es geht um Anschauung und den inneren Blick, um Schönheit und Poetisches, um Sinnlichkeit und Sinn.“

Ich habe diese Aussage aufgegriffen und ein ortsspezifisches Kunstwerk konzipiert. Der Ort für die Ausstellung und das Projekt war das einstige wirtschaftliche Zentrum der Gemeinde. Auf der einen Seite des jüngst realisierten Kunstwerkes steht das Gebäude des ehemaligen Sägewerks, auf der anderen Seite das große Haus der einstigen Bäckerei. Beide zugehörige Mühlen wurden hier von der Aurach angetrieben. Die Aurach ist ein kleiner Fluss, der in der Zwischenzeit auf die andere Straßenseite verlegt worden ist. Hinter dem ehemaligen Sägewerk und dem Backhaus wird das Gelände steiler. Der Blick geht die Hänge nach oben. Es ist eine schöne Landschaft.

Viele meiner Projekte sind dadurch geleitet, dass ich etwas an Orten zeige, welche ohnehin da sind (oder da waren) – aber den Menschen aus unterschiedlichen Gründen nicht (mehr) bewusst sind. Die Qualität einer Landschaft wird oftmals im Alltag nicht mehr wahrgenommen; sie wird als gegeben hingenommen. Dabei beinhaltet sie alles, was uns als Menschen ausmacht. Sie ist Lebensgrundlage und Bühne zugleich.

Im Wissen, dass die christliche Religion im Salzkammergut bis heute einen wichtigen Stellenwert hat, erinnerte ich mich an das Buch „Verhüllen und Offenbaren“ von Dominik M. Meiering über die Reichstagsverhüllung von Christo und Jeanne-Claude und dessen Parallelen in den Traditionen der Kirche. In diesem Buch habe ich etwas in Worten niedergeschrieben gefunden, das mich seitdem inspiriert.

Mit „Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid“, einem Zitat des heiligen Augustinus aus dem Sermo 272, einer Osterpredigt für Neugetaufte über die Eucharistie und den weiteren Ausführungen Herrn Meierings, verstand ich viel über die Kirche – aber auch eine mir neue Perspektive auf die Kunst. Mit der Zeit fing ich an, diese Ideen ebenfalls auf die Landschaft anzuwenden. 2020 entstand dazu bereits ein – im Vergleich – kleines Kunstwerk mit dem Kunstverein Burgwedel-Isernhagen mit einer runden Komposition.

Das aktuelle Kunstwerk hat zwei große in die Wiesen gezeichnete Sichtachsen. Man könnte sagen: ich führe mit dem mystischen Satz von Augustinus die Menschen in die Landschaft. In der Art und Weise, in der der Text innerhalb der sich kreuzenden, gezeichneten Sichtachsen positioniert ist, klingt versteckt das Motiv des Mühlenrades an.

Vor Ort gibt es keine Hinweistafel, auch kein Luftfoto. Um alles lesen zu können, muss man es sich erlaufen. Es gibt, wie bei fast jedem meiner Projekte keinen Aussichtspunkt. Um eine Landschaft und so ein Landschaftskunstwerk erfahren zu können, muss man da gewesen sein.

„Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid.“ Die Landschaft ist für mich eine Superstruktur, die uns hervorbringt. Ohne die Berge wäre hier kein Fluss, ohne Fluss keine Mühlen, ohne Wälder kein Holz, ohne Holz kein Sägewerk, ohne Felder keine Bäckerei. Ohne diese Landschaft kein Tourismus.

Fotos: (C) Harald Neumann

Das Projekt wird ermöglicht durch die Unterstützung von vielen ehrenamtlichen Helfern, sowie STIHL, offizieller Ausrüstungspartner von Ralf Witthaus.

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