Die Landschaftskunst von Ralf Witthaus

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Wo ist der Hund von Erasmus?

09. Juli 2012 von Ralf Witthaus · Allgemein

Ralf Witthaus, Rasenmäherzeichnung "Wo ist der Hund von Erasmus?" Brüssel, Festival Parckdesign/Garden 2012 , Foto: Harald Neumann

Ein Knochen fliegt über den Zaun der Hochschule und landet vor dem Restaurant.

Würde der große Humanist und Zyniker Erasmus von Rotterdam (1465 – 1536) heute noch leben, würde er vielleicht in einem Buch die nach ihm benannten Hogeschool in Brüssel erwähnen. Es sind die Details, die Erasmus spitzfindig für seine Pointen genutzt hat. Er ist ein Mann, der nach 500 Jahren durch sein Werk uns immer noch auffordert, genau hinzusehen. Meine Hommage „Wo ist der Hund von Erasmus?“ gibt einen humorvollen Spot auf die gepflegteste Rasenfläche eines Viertels fast ohne Grün – eine Rasenfläche die die meisten Bewohner des Viertels wahrscheinlich nicht einmal kennen.

Die Erasmushogeschool an dem Quai de l‘Industrie liegt in einem sozialen Brennpunkt und neben den Schlachthäusern. Um ungewollte Gäste von dem Gelände fern zu halten ist die innere, zentrale Grünfläche nur von dem Quai de l‘Industrie zu erreichen – einer unattraktiven Durchgangsstrasse am Kanal. Betrachtet man diese Grünfläche und seine möglichen Zugänge, ist sofort klar, dass sie kein öffentlicher Raum sein soll. Desweiteren ist ein langer, säumender Zaun mit Hecke strukturgebend, der Zaun zu den Schlachthäusern von Anderlecht. Die Fläche hat zwei Fußball-Tore – der Rasen ist allerdings in einer Qualität, die auf keine sehr intensive sportliche Nutzung hinweist. Der großflächig gestaltete Ort wirkt verlassen, befindet sich aber im Gegensatz zu der restlichen städtischen Umgebung in einem sehr guten Zustand. Das Gebäude, in der sich Studenten auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten, weist zu dieser Grünfläche eine wesentliche architektonische Öffnung auf: Das Restaurant der Hochschule. Hier gibt es große Fenster bis zum Boden. Die Studenten essen hier in eine lichte und grünflächennahe Umgebung.

Essen ist nicht nur für Studenten wichtig an diesem Platz neben dem Schlachthaus. Sie essen von Angesicht zu Angesicht mit Krähen. Diese stehlen bei den Schlachthäusern Fleischreste und fliegen damit über den Zaun zum Essen auf die Wiese der Hochschule, hier wird das Fleich vertilgt, zurück verbleiben viele kleine Knochenreste.

Ist das ein Grund warum die Fläche so ungenutzt aussieht? Die Studenten sagen, dass sie dazu gar keine Zeit haben, weil sie ja studieren. Einige studieren in diesem Gebäude auch Urbanes Planen. Die Knochen auf der Grünfläche zeigen, wie schwierig es ist, gute urbane Planungen für nachfolgende Generationen in großen Städten zustande zubringen. Man kann so vieles planen und doch kommt ständig das Leben dazwischen. Erasmus von Rotterdam hätte seine Freude daran, darüber etwas zu schreiben.

Gemeinsam mit Studenten und Mitarbeitern der Erasmushogeschool Brussel stellen wir zum PARCKDESIGN FESTIVAL 2012 die Frage, wo der Hund von Erasmus ist: Vom 27sten bis 29sten Juni haben wir im Rasen die Zeichnung eines riesigen Knochens hergestellt, der zur Hälfte auf der Fläche der Hogeschool zum Liegen kommt. Die Zeichnung wird mindestens bis Mitte Juli sichtbar sein.

 

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